Mysterys lösen für Anfänger (und Fortgeschrittene)

Was sind eigentlich Mysterys und woran erkenne ich sie?
Wo finde ich das Rätsel?
Das Rätsel identifizieren
Klassifizierung: Um welches Rätsel handelt es sich? (Hier geht's zur Sache)
Besonders gemein: Kaskadierte Rätsel
Hinweise und Kontext deuten
Die Rätsellösung überprüfen

Was sind eigentlich Mysterys und woran erkenne ich sie?

Ein Mystery ist ein Rätselcache beim Geocaching (siehe auch Geocaching-Lexikon).

Beim Spiel (oder auch Sport) Geocaching sucht man anhand von Geo-Koordinaten (Länge, Breite) meist in der Natur nach einem Behälter, der ein Logbuch enthält, welches man signiert und so seinen Fund nachweist. Online wird der Fund dann auch "geloggt", um anderen zu zeigen, wo man war und wie man es dort fand.

Nun kann man als Leger einer dieser Dosen (sogenannter Owner) vor die Suche ein Rätsel schalten, das erst gelöst werden muss. Erst mit der Lösung des Rätsels erhält man die Koordinaten, an denen man die Dose suchen muss.

Bei Geocaching.com werden Mysterys als "Unknown" mit blauem Fragezeichen als Symbol gelistet. "Unknown" deshalb, weil die Koordinaten zu Anfang noch unbekannt sind. Bei Opencaching.de heißen Mysterys "Rätselcache" und haben als Symbol eine blaue Truhe vor einem stilisierten Kreuzworträtsel.

Streng genommen ist das Wort "Mystery" nach dem Duden weiblich oder sächlich, es heißt also "die Mystery" oder "das Mystery" und die Mehrzahl heißt "Mysterys". Mystery kommt aus dem Englischen und heißt soviel wie Rätsel, Geheimnis oder Mysterium. Im Cacherjargon sagt man aber häufig auch "der Mystery", weil man den Mystery-Cache meint ("der Cache") und nennt die Mehrzahl "Mysteries" (Pluralisierung wie im englischen). Ich persönlich finde alles richtig, wollte aber nur mal erwähnt haben, wie es denn völlig korrekt wäre.

Mysterys werden neben "Unknown Cache" auch "Rätsel-Cache" und manchmal auch etwas abfällig "Rätselhaken" genannt. Letzteres rührt wohl von dem Fragezeichen als Symbol, das aussieht wie ein Haken. Mysterys gibt es in jeder Geländestufe. Es kann sein, dass der zugehörige Cache von Rollstuhlfahrern gehoben werden kann, es kann aber auch sein, dass man dafür Kletterausrüstung oder sogar Taucherausrüstung braucht. Ein Mystery kann also jede Cacheart sein. Er unterscheidet sich nur dadurch, dass ein Rätsel vorgeschaltet ist.

Wo finde ich das Rätsel?

Das Rätsel, oder zumindest der Einstieg dazu, befindet sich immer im Listing auf der zugehörigen Cache-Seite auf der Geocaching-Plattform. Mystery-Caches selbst findet man, indem man auf der Geocaching-Plattform nach Caches sucht und dort den Filter "Mystery" auswählt. Dann bekommt man ausschließlich Rätselcaches als Ergebnis angezeigt. Als Anfänger sollte man sich an die mit der geringeren Schwierigkeit ("Difficulty", "D-Wertung") halten und sich nicht gleich einen D5-Mystery (D5=5 Sterne Schwierigkeit) aussuchen. Am besten mit den einfachen anfangen und sich dann langsam steigern.

Selbst wenn man das Rätsel nicht sieht: Es ist da. Es ist vielleicht nur gut getarnt oder versteckt. Falls du das Rätsel nicht finden kannst, solltest du beim Artikel Im Listing versteckte Rätsel finden weiterlesen.

Meist ist das Rätsel aber gut als solches erkennbar.

Das Rätsel identifizieren

Um einfachsten zu identifizieren sind natürlich Rätsel, die sofort als solche erkannt werden können. Wie zum Beispiel ein Kreuzworträtsel - das kennen wir ja bestimmt alle. Eventuell sind dort ein paar Buchstaben eingekreist und werden dann in Werte umgewandelt (A=1...I=9/J=0 oder A=0...J=9), um daraus Koordinaten zusammenzubasteln.

Oder es ist ein Sudoku, dessen Regeln ja inzwischen die meisten kennen sollten. Ansonsten kann man natürlich nach "Regeln Suduko" googlen. Oder auch nach den Regeln der anderen japanischen Rätselarten wie Kakuro, Hanjie, Hashi, Hitori, Nurikabe, Suriza oder wie sie alle heißen und momentan in sind. Wenn der Owner nett war, findet man den Namen des Rätsels irgendwo im Listing; war er super nett, gibt es auch gleich eine Anleitung oder einen Link dazu.

Oder es ist ein Link zu einem Jigsaw-Puzzle, dass man online zusammensetzen muss und dann als Belohnung für das Lösen die Koordinaten bekommt.

Bei all diesen Rätseln ist klar, was zu tun ist. Deshalb bist du nicht hier. Das schaffst du auch allein. Du bist hier, weil du nicht weiter weißt und mit dem Zeug, dass da im Listing steht nichts anfangen kannst. Zum Identifizieren hilft am besten persönliche Erfahrung. Wenn man eine Rätselart schon einmal oder öfters gemacht hat, erkennt man sie wieder und weiß gleich, was zu tun ist. Aber wenn man absoluter Anfänger ist, dann tut man sich schon schwer, etwas mit ".... .- .-.. .-.. --- / .. -.-. .... / -... .. -. / -- --- .-. ... ." anzufangen. Der Erfahrene wird sofort erkennen, dass es sich dabei um Morse-Code handelt.

Wenn man nicht weiß was man sucht, weil man es nicht kennt, tut man sich schwer, es zu finden. Weil man nicht genau weiß, nach was man Ausschau halten soll. Um trotzdem darauf zu kommen was es sein könnte, muss man es eingrenzen, also klassifizieren. Dann muss man wenigstens nur noch in einem kleineren Heuhaufen suchen und findet schneller das Ziel.

Klassifizierung: Um welches Rätsel handelt es sich?

Man kann bei unbekannten Rätselarten am ehesten nach dem Erscheinungsbild des Rätsels gehen. Lies für deine Rätsel-Klasse weiter bei:

Besonders gemein: mehrfache Verschlüsselung/Kodierung

Manche Owner lassen es sich nicht nehmen, mehrere Kodierungen hintereinander zu schalten. Dann wird ein Text zum Beispiel zuerst zu Morse überführt und der Morse-Code dann zu ASCII Code oder der dann in binärer Schreibweise, vielleicht sogar als schwarz/weiß-Bitmap (1=schwarz, 0=weiß) dargestellt:

Klartext:Suche die Dose bei N51 12.345 und E011 45.678
Morse:... ..- -.-. .... . / -.. .. . / -.. --- ... . / -... . .. / -. ..... .---- / .---- ..--- .-.-.- ...-- ....- ..... / ..- -. -.. / . ----- .---- .---- / ....- ..... .-.-.- -.... --... ---..
ASCII binär:00101110 00101110 00101110 00100000 00101110 00101110 00101101 00100000 00101101 00101110 00101101 00101110 00100000 00101110 00101110 00101110 00101110 00100000 00101110 00100000 00101111 00100000 00101101 00101110 00101110 00100000 00101110 00101110 00100000 00101110 00100000 00101111 00100000 00101101 00101110 00101110 00100000 00101101 00101101 00101101 00100000 00101110 00101110 00101110 00100000 00101110 00100000 00101111 00100000 00101101 00101110 00101110 00101110 00100000 00101110 00100000 00101110 00101110 00100000 00101111 00100000 00101101 00101110 00100000 00101110 00101110 00101110 00101110 00101110 00100000 00101110 00101101 00101101 00101101 00101101 00100000 00101111 00100000 00101110 00101101 00101101 00101101 00101101 00100000 00101110 00101110 00101101 00101101 00101101 00100000 00101110 00101101 00101110 00101101 00101110 00101101 00100000 00101110 00101110 00101110 00101101 00101101 00100000 00101110 00101110 00101110 00101110 00101101 00100000 00101110 00101110 00101110 00101110 00101110 00100000 00101111 00100000 00101110 00101110 00101101 00100000 00101101 00101110 00100000 00101101 00101110 00101110 00100000 00101111 00100000 00101110 00100000 00101101 00101101 00101101 00101101 00101101 00100000 00101110 00101101 00101101 00101101 00101101 00100000 00101110 00101101 00101101 00101101 00101101 00100000 00101111 00100000 00101110 00101110 00101110 00101110 00101101 00100000 00101110 00101110 00101110 00101110 00101110 00100000 00101110 00101101 00101110 00101101 00101110 00101101 00100000 00101101 00101110 00101110 00101110 00101110 00100000 00101101 00101101 00101110 00101110 00101110 00100000 00101101 00101101 00101101 00101110 00101110
binär Bitmap:


Wenn man partout ein Difficulty 5 Mystery erstellen will und das mit einfachen Mitteln, dann kann man das so tun. Ob das immer fair ist, ist die andere Frage. Dabei ist dieses Beispiel noch eines der leichteren kaskadierten Rätsel, denn man kann auf den richtigen Gedankengang kommen, um es wieder rückwärts zu lösen: An dem Beispiel gemein ist, dass man bei der Grafik vielleicht erst einmal auf die falsche Fährte gelockt wird. Die vielen Wiederholungen in den Binärzahlen führen dazu, dass man geneigt ist, Bs, Rs und Ds zu sehen. Außerdem bewahrt einen die angeborene Bequemlichkeit normalerweise davor, für jedes kleine weiße Kästchen eine Null und für jedes kleine schwarze Kästchen eine Eins abzutippen. Für den Owner ist sowas schnell erstellt, aber für den Cacher eine Qual einzutippen - da bleibt der Spaß schnell auf der Strecke.

Ich kann von kaskadierten Rätseln eigentlich nur abraten. Es gibt nur sehr wenige Fälle, in dem man sie eventuell doch einsetzen sollte. Und dann sollte sich jeder Zwischenschritt aus sich selbst heraus zu erkennen geben, dass der Cacher auf dem richtigen Weg zur Lösung ist. Auf jeden Fall sind sie kein gutes Mittel, um die Schwierigkeit hinaufzusetzen oder ein "individuelles" Rätsel zu schaffen.

Beim Rätseln darf man aber auch nie ausschließen, ein kaskadiertes Rätsel vor sich liegen zu haben, insbesondere bei höheren Schwierigkeitsstufen. Oft lassen sich die Zwischenlösungen nicht verifizieren, und man weiß nicht, ob man auf dem richtigen Weg ist. Da hilft dann nur Fleißarbeit und alle Kombinationen der in Frage kommenden Kodierungen ausprobieren. Klar, Spaß sieht anders aus.

Hinweise und Kontext deuten

Oft steht schon im Hint des Listings unten ein Hinweis zum Rätsel. Damit will einen der Owner bei schwierigen Rätseln aufs richtige Gleis stellen, damit man nicht in die falsche Richtung losdampft. Oder der Hint schließt einfach nur eine offensichtliche Fährte als falsch aus. So glasklar ist der Hint aber meistens nicht. Hier muss man schon ein bisschen interpretieren. Vielleicht gibt es nur den Namen des Erfinders einer Chiffre oder den Hint "die Quadratur des Kreises" als Hinweis darauf, dass eine Zahlenfolge in Pi zu suchen ist. Oder der Hint bezieht sich gar nicht aufs Rätsel, sondern auf den Fundort; das erkennt man dann aber schnell.

Manchmal steht der Hint aber nicht unter Hint, sondern im Cachetitel selbst. Der gibt auch oft genug einen Hinweis darauf, in welche Richtung das Rätsel grob geht. Gerne wird hier auch ein mehrdeutiger Hinweis gegeben, der erstmal nicht verräterisch wirkt.

Gerne übersehen wird auch ein Link unter "Related Web Page". Ich habe schon Mysterys gehabt, die hier direkt zu einer Webseite mit einem Lösungsweg geführt haben.

Es kann ggf. auch helfen, wer den Cache gelegt hat. Kennt man die Vorlieben des Owners und weiß, wie er tickt, dann kommt man vielleicht eher darauf, was er jetzt vorhat, besonders, wenn sich seine Rätsel ähneln.

Die Schwierigkeitswertung gibt auch einen Hinweis darauf, um welche Art Rätsel es sich handelt. Ist es ein D1.5, dann wird es sich um ein einfaches Rätsel handeln, bei einem D4 kann man es schon mit kaskadierten Rätseln zu tun haben oder das Rätsel ist sehr speziell. Und bei D5, der höchsten Schwierigkeit muss man sich keine Hoffnung machen, ein schnell lösbares, leichtes Rätsel vor sich zu haben.

Auch die Attribute und die Terrain-Wertung können einem Hinweise liefern. Jetzt zwar meist nicht direkt für das Rätsel, aber vielleicht darauf, wo die Finalkoordinaten (also die der Rätsellösung) liegen könnten. Wenn dort das Attribut "Waten" gesetzt ist, hat man gute Chancen, die Dose unter einer Brücke oder in einer Röhre zu finden.

Und dann wären da noch eventuelle Parkplatz-Koordinaten. Da sollten die Finalkoordinaten doch irgendwo an einem Weg liegen, der dort beginnt.

Auch das Datum, an dem der Cache gelegt wurde, kann wichtig sein. Wenn man z. B. unter Google Maps etwas nachschauen soll, oder wenn man etwas in der Suchmaschine suchen muss, das einen zeitlichen Bezug hat, muss man das Legedatum immer im Hinterkopf behalten und Google Maps / Earth / Streetview evtl. auf ein früheres Ansichtsdatum einstellen. Oder in Wikipedia eine ältere Artikelversion benutzen, in der die gesuchten Informationen noch vorhanden waren (und mittlerweile gelöscht sind).

Sicher schadet es auch nicht, wenn man nicht weiterkommt, die Logs der Finder zu lesen. Doch Vorsicht: hier kann mehr gespoilert werden als man eventuell will und einem den Rätselspaß verderben.

Wenn man schon viele Caches in seiner Homezone gefunden hat, kann man sich auch die Abstandsregel von 161 Metern zu Nutze machen. Um gefundene Tradis und Finals wird dann ein Kreis gezogen, in dem die gesuchten Finalkoordinaten nicht liegen können, denn jede physikalische Cachestation muss mindestens eine zehntel Meile (eben diese 161 m) Abstand zu bereits liegenden haben.

Wir haben in Mittelfranken einen Cacher, die die kontextauswertende Suche perfektioniert hat und so den einen oder anderen FTF (Erstfund) für schwere Mysterys eingeheimst hat. Während andere Cacher noch über dem Rätsel grübelten hatte er schon das mögliche Zielgebiet eingrenzt und war vor Ort, um die üblichen Versteckorte dort abzusuchen und der Erfolg gab ihm oftmals Recht. Bei uns heißt diese Art, Mysterys zu finden nach ihm: "einen Mystery gpsbimpfen".

Wir wollen uns hier aber auf das ganz normale Rätseln zuhause vor dem Computer konzentrieren. Wobei sich die "GPSBimpf-Methode" durchaus lohnen kann, wenn einem vielleicht nur noch ein Teil der Koordinaten fehlt.

Die Rätsellösung überprüfen

Man kann sich immer mal verrechnen, verzählen oder die falsche Idee haben. Das kann schnell dazu führen, dass man falsche Koordinaten als Lösung herausbekommt. Wenn die in China liegen, sollte einem klar sein, dass das nur falsch sein kann, denn normalerweise sollten die Finalkoordinaten (also die Ergebniskoordinaten) nicht weiter als 3,2 km von den Listingkoordinaten (die stehen oben im Cache-Listing und sind nicht die richtigen, an denen sich die Dose befindet) entfernt sein. Ist das doch der Fall, dann war die Lösung wohl nicht richtig. Wenn man vor Ort (oder auf Google Maps oder Earth) sieht, dass die Finalkoordinaten auf ein Privatgrundstück, ins Wasser, mitten aufs Feld, in ein Gebäude usw. zeigen, dann war die Lösung wohl auch nicht richtig. Vor Ort immer dran denken, dass die Lösung falsch sein kann und keine Zäune übersteigen oder dergleichen!

Komfortabel, nett vom Owner und der Umwelt zuträglich (weil an falschen Orten erst gar nicht gesucht wird) ist es, wenn der Owner einen Geochecker eingebaut hat. Das ist ein kleines Onlinetool, in dem man die Lösungskoordinaten eingeben kann und das einem dann sagt, ob die Eingabe richtig war, so dass man sicher sein kann, auch am richtigen Ort zu suchen, bevor man sich auf den Weg macht. Ich empfehle hier natürlich meinen eigenen Geochecker auf GPS-Cache.de, aber es gibt auch andere. Gab es anfangs nur zwei oder drei (inkl. meinem), sind mittlerweile einige dazu gekommen.

Und es gibt sogar mittlerweile einen Geochecker, den man in die Listings bei geocaching.com direkt integrieren kann, auch wenn dieser nicht besonders funktionsreich ist. Dafür ist er schnell eingebaut und man muss sich nicht woanders noch einmal anmelden. Mein Geochecker auf GPS-Cache.de war der erste, bei dem man auch Fragen statt Koordinaten eingeben kann. Klassisch war es so, dass man nur Koordinaten eingeben konnte. Jetzt ist es aber auch möglich, z. B. das Lösungswort eines Kreuzworträtsels einzugeben und wenn die Antwort richtig ist, bekommt man die Koordinaten angezeigt. Es sind auch mehrere Fragen und Antworten, so dass man dort ein ganzes Quiz auf die Beine stellen kann. Mittlerweile haben sich das ein paar andere Geochecker abgeguckt und können das auch.

Gibt es keinen Geochecker und ist man sich nicht hundertprozentig sicher, vor Ort etwas zu finden, etwa weil die Gegend auf der Satellitenkarte komisch aussieht, vielleicht mitten im Wald abseits aller Wege, hilft ein Blick auf die Terrain-Wertung, ob die passend ist. Es ist aber auch erlaubt, bei Zweifeln an den Koordinaten höflich beim Owner nachzufragen, ob man mit der Lösung richtig liegt. Wer den Nervenkitzel behalten will, ob er vor Ort fündig werden wird, der fragt natürlich nicht an. Bekommt der Owner viele Anfragen dieser Art wird er dann vielleicht doch einen Geochecker einbauen. Oft sind die Koordinaten aber auch eindeutig, weil sie zum Beispiel aus Zahlwörtern besteht, die man so gut wie unmöglich falsch herausbekommen kann.