Geocaching - Die Jagd nach Dosen mittels GPS-Koordinaten
Geocaching ist ein Outdoor-Spiel (oder auch Outdoor-Sport), bei dem man sozusagen Frischhaltedosen (den Geocache) im Wald sucht. Das hört sich jetzt lustig an und das ist es auch. Man fühlt sich in die Tage als Kind bei der Ostereiersuche zurückversetzt.
Das Wort Geocaching ist ein Kofferwort aus "Geo" und "Cache". "Geo" deshalb, weil man anhand von Geo-Koordinaten ein Versteck sucht und "Cache", ursprünglich "Stash", steht für das Versteck; das ist englisch und bedeutet so viel wie "geheimes Lager" oder "Geheimversteck". Irgendwann hat man sich dann für "Cache" statt "Stash" entschieden, weil sich das wohl weniger aggressiv und illegal anhört. Man kann Geocaching aber auch "GPS-Schnitzeljagd", "Schatzsuche per GPS" oder auch "GPS-Caching" nennen.
Angefangen hat alles, als das US-amerikanische Militär, dem das Global Positioning System (GPS) untersteht, beschloss, das System auch für zivile Zwecke nutzbar zu machen und die künstliche Verschlechterung des Signals von ca. 100 Meter auf eine Genauigkeit von etwa 10 Metern abzusenken. Mittlerweile sind mit modernen GPS-Empfängern, wie sie inzwischen auch in Smartphones verbaut sind, Genauigkeiten von 3 bis 5 Metern unter freiem Himmel möglich. Nachfolge-Satelliten-Positionssysteme wie Galileo können noch genauer messen, aber zur Zeit am meisten verbreitet ist GPS und dessen Genauigkeit ist für das Geocaching auch ausreichend.
Ein gewisser Dave Ulmer kam dann auf die Idee, sein damals sündhaft teures GPS-Gerät dafür zu nutzen, im Wald bei Portland in Oregon / USA den ersten Geocache zu verstecken. Wer sich diesen Ort z. B. auf Google Maps oder Earth anschauen will: seine Koordinaten lauten N45 17.460 W122 24.800. Vor Ort gibt es sogar eine in den Boden eingelassene Plakette mit der Aufschrift "Original Stash, First Geocache, May 3, 2000".
Am 3. Mai 2000 schrieb Dave Ulmer auch in der Usenet-Newsgroup (so etwas wie die heutigen Foren) "sci.geo.satellite-nav" unter dem Titel "The Great American GPS Stash Hunt". Er schlug vor, "GPS Stashes" zu verstecken, die Tauschgegenstände und ein Logbuch, in das man zum Beweis seines Besuchs seinen Namen schreiben sollte, enthalten sollten.
Gefunden wurde dieser erste Cache am nächsten Tag von Mike Teague. Der war wohl gleich fasziniert von der Idee und erstellte eine Website "GPS Stash Hunt (Geocache) Homepage", in der man seinen gelegten Cache eintragen konnte, sollte man einen verstecken.
Ein gewisser Jeremy Irish schrieb dann am 02.09.2000 in die Newsgroup, dass er unter geocaching.com ebenfalls eine Website zur Auflistung von Caches erstellt hat. Diese Website hat bis heute Bestand und ist die weltweit größte Geocaching Plattform mit mehr als 3 Millionen verzeichneten Geocaches. Davon fallen ca. eine Million auf die USA und ca. eine halbe Million auf Deutschland.
Der erste Geocache Deutschlands war übrigens der First Germany (GC77), der von Ferenc am 02.10.2000 in Brandenburg bei N 52° 13.534 E 013° 40.686 gelegt wurde. Ich persönlich habe diesen am 16. Mai 2011 gefunden. Mittlerweile ist er archiviert, dass heißt es ist keine Dose mehr vor Ort.
Leider ist aus der ursprünglich von Enthusiasten geführten Stashliste mit geocaching.com und Grundspeak Inc. ein immer kommerzieller denkendes Unternehmen geworden. Aber wir haben in Deutschland eine kostenlose Alternative, die unter Opencaching.de zu finden ist. Hier sind viele der GC-Caches ebenfalls aufgeführt und so mancher Cache ist nur dort gelistet (sogenannte OC-only-Caches). Einen Mitgliedsbetrag für eine Premium-Mitgleidschaft wie bei GC für vollständige Cache-Informationen gibt es bei OC nicht, dort erhält man kostenfrei alle Informationen - Spenden sind möglich.
Geocaching.com ist trotzdem die ungeschlagene Nummer 1 in Sachen Cache- und Mitgliederzahlen, so dass man, will man das Hobby ernsthaft betreiben, nicht drum herum kommt, aber Opencaching.de ist sicher ein guter Einstieg, um Geocaching einmal auszuprobieren (und natürlich dabei zu bleiben).
Was ein Cache heutzutage braucht, ist ein geeignetes, möglichst wasserdichtes Behältnis, in das ein Logbuch gelegt wird und in das sich die Finder eintragen können. Einen Bleistift dazuzulegen ist also eine gute Idee. Da ein Cache viele Jahre Bestand haben kann, empfiehlt sich eine wasserdichte Dose mit Silikon oder Gummi-Dichtung, damit das Logbuch keine Feuchtigkeit zieht und das schimmeln anfängt.
Das ist das Minimum: ein wasserfestes Behältnis und ein Logbuch. Das kann man auch mit einem PETling (einem noch kleinem, festen Plastikflaschen-Rohling) und einem aufgerollten Zettel realisieren. Kinder freuen sich natürlich über Tauschgegenstände oder auch gratis Artikel als Fundbelohnung, wobei gilt, wenn nichts anderes dabei steht: Man darf nur etwas mitnehmen, wenn man etwas von gleichem Wert hineinlegt. Travelbugs sind dabei eine Ausnahme und dürfen nicht entnommen werden.
Sicher wird sich jetzt der Eine oder Andere fragen, was zur Hölle ein Travelbug ist. Das ist ein Anhänger, der durch die Welt von Cache zu Cache reisen will. Den darf man nicht eintauschen, sondern nur aus einem Cache nehmen, um ihn im nächsten abzulegen.
Die Geocaching-Welt ist voll solcher Ideen und Begriffe. Werft doch einmal einen Blick in mein Geocaching-Lexikon. Dort sind die meisten erklärt.
Und sowieso ist Geocaching sehr vielfältig. Außer der einfachen Dose an angegebenen Koordinaten - diese Cacheart wird übrigens Traditional oder kurz Tradi genannt - gibt es noch viele weitere Arten. Etwa den Multi, bei dem es aneinander gereihte Stationen gibt und man mehrere Orte besuchen muss, bevor man am Ende die Final-Dose findet. Oder Rätsel, sogenannte Mysterys, bei denen man zuerst ein Rätsel lösen muss, um an die Koordinaten zu kommen.
Übrigens gab es schon so etwas ähnliches vor dem Geocaching mit GPS: beim GPS-losen Letterboxing geht man mit Wegbeschreibung, Karte und Kompass los, um einen versteckten Behälter mit Logbuch und Stempel am Ziel zu finden. Mit dem in der Letterbox vorgefundenen Stempel stempelt man das eigene, persönliche Logbuch als Beweis und Erinnerung für einen selbst, dass man diese Letterbox gefunden hat. Letterboxing gibt es bereits seit 1854 als der Wanderführer James Perrott aus der englischen Grafschaft Dartmoor eine Glasflasche mit seiner Visitenkarte im Gebiet des Cranmere Pools versteckte und andere Wanderern vorschlug, diese zu suchen und dann dort ebenfalls ihre Visitenkarte zurückzulassen. Letterboxing ist beim Geocaching in der Cacheart "Letterbox-Hybrid" aufgegangen, bei der nach wie vor ein Stempel in der Dose liegen muss.
Und ständig kommt etwas Neues beim Geocaching hinzu. Geocaching ist so vielfältig wie seine Cacher. Ich cache jetzt schon seit Anfang 2008 und selbst mir kommt hin und wieder etwas derart Neues unter, dass ich nur verblüfft staunen kann.