Mysterys lösen: Liste der möglichen Finalkoordinaten eingrenzen


Mögliche Koordinaten auflisten
Die möglichen Koordinaten anzeigen lassen
Abstandskonflikte sind unsere Freunde
Bewerten und Ausschließen
Ein Tool, um mögliche Koordinaten auszurechnen


Wir sind durch Kombinatorik auf eine gewissen Anzahl von möglichen Finalkoordinaten gekommen. Wie finden wir jetzt die richtige? Oder wenigstens diejenigen, die es wert wären, besucht und näher untersucht zu werden?.

Machen wir doch bei unserem Beispiel aus dem Artikel Mysterys lösen: Das Rätsel besteht aus fremden Schriftzeichen weiter - mehr dazu, wie wir darauf kamen, in eben diesem Artikel.

Hier nur noch einmal kurz die Eckdaten: Mystery, D3, T2, Listingkoordinaten bei N52 26.000 E12 46.000, Attribute: Zecken.

Unsere bisherigen Bemühungen sehen wir folgt aus:
 A B    C D   E F G    H I    J K   L M N

 5 2 °  2 5 . E 2 2    1 2 °  4 6 . L 4 6
              0                     0   
              3                     3   
              7                     7   
              8                     8   
              9                     9   
Wir waren also soweit, dass die Ziffern an "E" und "L" jeweils 0, 3, 7, 8 oder 9 sein könnten, weil dies die Ziffern sind, die noch nicht vergeben sind. Außerdem waren die Geheimzeichen bei E und L unterschiedlich, was heißt, dass E ungleich L sein muss. ist E zum Beispiel 3, dann kann nicht auch L = 3 sein; das würde ja das gleiche Geheimzeichen bedingen.

Mögliche Koordinaten auflisten

Zusammen macht das 5 mal 4 mögliche Kombinationen, die da wären:
N52 25.022 E12 46.346 (E=0 L=3, Entf./Rchtg.: 1,856 km SSE)
N52 25.022 E12 46.746 (E=0 L=7, Entf./Rchtg.: 2,001 km SSE)
N52 25.022 E12 46.846 (E=0 L=8, Entf./Rchtg.: 2,052 km SSE)
N52 25.022 E12 46.946 (E=0 L=9, Entf./Rchtg.: 2,107 km SSE)
N52 25.322 E12 46.046 (E=3 L=0, Entf./Rchtg.: 1,258 km S)
N52 25.322 E12 46.746 (E=3 L=7, Entf./Rchtg.: 1,515 km SE)
N52 25.322 E12 46.846 (E=3 L=8, Entf./Rchtg.: 1,581 km SE)
N52 25.322 E12 46.946 (E=3 L=9, Entf./Rchtg.: 1,653 km SE)
N52 25.722 E12 46.046 (E=7 L=0, Entf./Rchtg.: 0,518 km S)
N52 25.722 E12 46.346 (E=7 L=3, Entf./Rchtg.: 0,648 km SE)
N52 25.722 E12 46.846 (E=7 L=8, Entf./Rchtg.: 1,089 km ESE)
N52 25.722 E12 46.946 (E=7 L=9, Entf./Rchtg.: 1,19 km ESE)
N52 25.822 E12 46.046 (E=8 L=0, Entf./Rchtg.: 0,334 km S)
N52 25.822 E12 46.346 (E=8 L=3, Entf./Rchtg.: 0,513 km SE)
N52 25.822 E12 46.746 (E=8 L=7, Entf./Rchtg.: 0,908 km ESE)
N52 25.822 E12 46.946 (E=8 L=9, Entf./Rchtg.: 1,122 km ESE)
N52 25.922 E12 46.046 (E=9 L=0, Entf./Rchtg.: 0,154 km SSE)
N52 25.922 E12 46.346 (E=9 L=3, Entf./Rchtg.: 0,418 km ESE)
N52 25.922 E12 46.746 (E=9 L=7, Entf./Rchtg.: 0,858 km E)
N52 25.922 E12 46.846 (E=9 L=8, Entf./Rchtg.: 0,97 km E)
Das sind insgesamt 20. In Klammern jeweils die Variablen und der Abstand zu den Listingkoordinaten. Da könnte man leicht den Checker mit quälen und sollte in etwa 11 Minuten damit durch sein.

Die möglichen Koordinaten anzeigen lassen

Wenn es keinen Checker gibt, wieder an den Kontext denken. Warum nicht die Koordinaten in Google Earth oder Google Maps eingeben und schauen, wo es überhaupt sinnvolle Koordinaten gibt?

Da alle Koordinaten nicht weiter als der erlaubte Maximalabstand von 3.22 km (GC-Regel) zu den Listingkoordinaten N52 26.000 E12 46.000 entfernt sind, sind sie alle soweit gültig. Wenn man nicht wie ich hier die Entfernungen gleich berechnet hat, kann man einen 3.22 km großen Kreis um die Listing-Koordinaten ziehen und schauen, welche Koordinaten sich im Kreis befinden. Alle außerhalb fallen raus. Ich benutze dafür Google Earth und den Mystery Master, mit dem man auch diesen 3.22 km-Kreis als KML-Importdatei generieren lassen kann. Den KML-Download öffnet man dann in das zuvor downgeloadete Google Earth und schwupps, hat man einen Kreis.

Die Koordinatenpunkte aus der Liste oben kann man auch ganz einfach mit dem Mystery Master in Google Earth bringen. Einfach pro Zeile eine Koordinate im bekannten Format eingeben und wenn gewünscht, nach einem Komma den Namen, unter dem dieser Punkt angezeigt werden soll.

Dann erscheint in Google Earth in etwa folgendes:



Rechts unten sieht man einen Teil des 3.22 km Außenkreises, in dem alle gültigen Koordinaten liegen müssen. Die Koordinaten aus der Liste werden als weiße Kreise angezeigt, die Namen in gelb. Man kann bei Google Earth beliebig reinzoomen, um zu schauen, wo genau ein Punkt ist.

Abstandskonflikte sind unsere Freunde

Und falls man in der Homezone (also ganz in der Nähe des Heimatortes) ist, dann kann man vielleicht noch weitere Flächen ausschließen, indem man mit dem Kreistool vom Mystery Master weitere Kreise mit 161 Meter um Tradis, bereits gelösten Mysterys und physische Multistationen zieht. Denn auf geocaching.com gilt die Regel, dass alle diese Caches eine Zehntel Meile Abstand voneinander haben müssen, um nicht vielleicht miteinander verwechselt zu werden. In den entstandenen Kreisflächen könnte unser Final demnach nicht liegen und kann dann ausgeschlossen werden. Bitte beachtet, das opencaching.de keine Abstandsregeln kennt. Für solche Caches können wir diesen Ausschließtrick also nicht anwenden.

Wem Google Earth nicht liegt, dem empfehle ich Flopps Karte von Florian Pigorsch. Hier kann man online im Browser auf einer Karte ebenfalls Punkte setzen und Kreise ziehen. Ich bevorzuge allerdings das kostenlose Google Earth und werde meine Beispiele darin machen. Vielleicht nur soviel zur Erklärung: Man klickt "Marker neu" an, dann kann man neben dem Kreis auf Block/Bleistift klicken und einen Radius eingeben - fertig ist der Kreis um die Koordinaten. Ohne Kreis hat man nur einen Punkt. Eine ganz Liste von Punkte kann man "Verschiedenes / Mehrere Marker erstellen" eingeben. Oben links kann man auf "Satellite" klicken für eine aussagekräftigere Karte.

Bewerten und Ausschließen

Schauen wir uns unsere Koordinaten genauer an: vieles liegt mittem auf dem Feld und würde die nächste Treckerfahrt nicht überleben. Das können wir auschließen.

N52 25.722 E12 46.046 (E=7 L=0) sieht gut aus an dem Baum an der Ecke über "Flachspfuhl". Bäume geben schöne Verstecke ab.

N52 25.722 E12 46.346 (E=7 L=3) wäre irgendwo hinten an einer Scheune / einem Stall. Wäre auch möglich.

N52 25.922 E12 46.346 (E=9 L=3) könnte sein: am Zaun. Möglich, aber eher unwahrscheinlich.

N52 25.022 E12 46.046 ( E=0 L=0) wäre auch noch möglich, wenn die Koordinaten schlecht eingemessen wären (ca. 15 m zum Waldrand auf dem Feld); ach nein, Halt! Hier wären E und L beide 0, was nicht sein kann.

Und N52 25.022 E12 46.746 (E=0 L=7) liegt eigentlich ganz schön in der Nähe eines Waldweges im Wald.

Mein Favorit wäre N52 25.722 E12 46.046 (E=7 L=0) und irgendwie sieht das Zeichen bei L doch auch aus wie eine kleine Null, oder? Da würde ich zuerst vorbeischauen und suchen. Und danach die anderen Kandidaten in der Gegend.

Als einziges Attribut haben wir in diesem Beispiel "Zecken vorhanden". Das hilft uns nicht viel weiter im Wald, denn da hat es eigentlich immer Zecken.

Was aber, wenn das Attribut "Waten evtl. nötig" gesetzt wäre? Das wäre schon aussagekräftiger. Das würde zu einem Bach, vielleicht unter einer Brücke passen, oder einer Höhle oder einem großen Abflussrohr. Oder einfach eine eher sumpfigen Gegend, die nach Regen schon mal überflutet sein kann. Bei dem Rad oder Kinderwagen-Symbol sollte eigentlich ein gut befahrbarer Weg in der Nähe sein. Ist das Tauch-Attribut gesetzt, muss die Finalkoordinate natürlich im bzw. unter Wasser sein.

Auch die Terrain-Wertung kann sehr nützlich sein. Ein T1 muss von einem Rollstuhlfahrer erreichbar und hebbar sein, sich also direkt am Weg befinden. T1.5 bedeutet eigentlich immer "nur ein kleines Stück vom Weg weg". Brombeersträucher durchqueren gibt es bei T1.5 nicht. Und wenn die T-Wertung höher ist, hilft uns das auch. Ab T3.5 wird es steil und für T5 braucht man sogar Spezialausrüstung. Gemeint ist damit eigentlich Kletterausrüstung, wenn nichts anderes angegeben ist wie z. B. der Taucheranzug. Geklettert wird meistens auf einen Baum, manchmal ist auch Abseilen an der Felskante angesagt. Da könnten wir Koordinaten am zum Beispiel flachen Seeufer eher ausschließen.

Eventuell hilft sogar die Cache-Größe. Ein Large ist schon etwas größer (wenn der Owner die Größe denn richtig eingestellt hat) und läßt sich nicht überall verstecken. Doch Vorsicht. Auch das kann täuschen. Ich habe auch schon gut getarnte Larges gesehen, die sich gut in die Umgebung eingefügt haben, wo man sie nicht vermutet hätte. Ist die Größe "mikro" und im Listingtext ist von einem Nano die Rede, so ist der fast immer magnetisch. Das spricht natürlich eher für Verkehrsschilder oder Leitplanken in der Nähe, an dem er leicht angebracht werden kann.

Zu guter Letzt kann man sich natürlich auch die Logs der Vorfinder zu Gemüte führen. In den Found-Logs soll zwar nicht gespoilert werden, aber man kann trotzdem oft zwischen den Zeilen lesen. Wenn da von einem anstrengenden Aufstieg die Rede ist, können wir ja mal auf die Höhenmeter in Google Earth schielen, ob die passen könnten. "Ein ganz schön weiter Weg vom Parkplatz hierher" verrät uns, dass es wohl nicht die Koordinate direkt neben dem Parkplatz sein wird.

Ein Tool, um mögliche Koordinaten auszurechnen

Ich habe hier zur Anzeige der möglichen Finalkoordinaten ein selbstprogrammiertes Tool benutzt, das mir möglichen Koordinatenkombinationen ausrechnet und in Google Earth anzeigt. Aber so etwas gibt es auch online: Jens Guballa hat so einen Koordinatengenerator nebst Kartenanzeige programmiert und ihn auf seiner Homepage bereitgestellt. Er hat den putzigen Namen Plausibär.

Für unser Beispiel müssten wir im Plausibär eingeben... Koordinaten: N52 25.e22 E012 46.l46 Zwischenrechnungen: IF(e!=l) Unsichere Kandidaten: e=0,3,7,8,9 l=0,3,7,8,9



Beim Anklicken eines Markers bekommt man wie bei mir die jeweiligen Koordinaten und die Variablenwerte (etwa e=7, l=0) angezeigt. Das einzige, was ich bei Plausibär ein bisschen vermisse, ist, dass er keine Satellitenkarten unterstützt. Da könnte man besser sehen, ob an den Koordinaten ein Baum steht oder ähnliches.

Satellitenkarten für online bietet Google leider nicht mehr so einfach "kostenlos und ohne Risiko" an, so dass man auf Google Earth oder Maps angewiesen ist. Ein KML-Export wäre darum noch wünschenswert. Oder wenigstens eine Liste der Koordinaten, dann könnte man wieder den Mystery Master dafür benutzen, die Koordinaten in Google Earth anzeigen zu lassen.

Aber auch so sieht man schon, ob ein Punkt an einem Weg oder mitten auf dem Feld liegt, man kann hier auch in die Karte hineinzoomen.

Bei N52 25.722 E12 46.046 würde ich übrigens fündig werden, denn das waren die Koordinaten, die ich mir für dieses Beispiel ausgedacht hatte. Und die verwendete Ziffern waren Hindi-Zahlen.